Drüggelter Kunst-Stückchen
Sagenumwoben, fast mystisch ist der Nimbus der Drüggelter Kapelle. Vermutlich waren es Kreuzritter, die das Kleinod im 12. Jahrhundert nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem erbauten. Schon vorher soll der Ort als heidnische Kultstätte gedient haben. Perfektes Ambiente für Konzerte – und großartige Akustik inmitten von Säulen und Kapitellen. Passend zum Pfingstfest präsentieren hochkarätige Künstler anlässlich der 23. Drüggelter-Kunst-Stückchen dort sakrale und spirituelle Musik.
Mechthild von Magdeburg (1207 bis 1282) war eine der bedeutendsten Mystikerinnen Mitteleuropas. Ihre Begegnungen mit Gott, ihre Betrachtungen zum Orden, der Kirche und der Welt hat sie in den sieben Bänden "Das fließende Licht der Gottheit" zusammengestellt. Eine geheimnisvolle Frau des 13. Jahrhunderts – sie hat Christina Simon inspiriert. Die etablierte Künstlerin aus Weißenfeld präsentiert am Samstagabend, 26. Mai, Linolschnitte zu Mechthilds Werk. "Gott grüße euch, Frau Minne" lautet das Motto des Kunstevents. Wolfgang Bargel umrahmt die Ausstellung mit mittelalterlicher Lautenmusik aus dem 14. bis 16. Jahrhundert.
Auftakt am Pfingstsonntag ist eine ungewöhnliche Matinée mit Ala Aurea. Das Ensemble für mittelalterliche Musik präsentiert in der Kapelle ab 11 Uhr sein Programm "Les Maries du Rhin" – fromme Lieder um die rheinischen Madonnen, mal auf Latein, dann wieder auf mittelalterlichem Kölsch, Niederrheinisch und Niederländisch. Ala Aurea ist ein Projekt der Kölner Sängerin Maria Jonas, das mittelalterliche Musik erforscht und aufführt. Flötistin Lucia Mense und Johanna Seitz an der Harfe komplettieren das Projekt. Zum Ausdruck kommt eine Jahrhunderte währende Marienverehrung.
Für die renommierten Drüggelter Kunst-Stückchen hat sich Klassik-Star Dmitry Sinkovsky Zeit genommen. Eigens zum Festival fliegt der Maestro am Sonntag aus Moskau ein, um tags darauf nach St. Petersburg weiterzureisen. "Mysteries & Paradoxes" heißt sein Solo-Programm, das er ab 21.30 Uhr in der Kapelle präsentiert. Kennen werden zu schätzen wissen, dass er auf einer originalen Violine von Francesco Ruggieri (1680) spielt; das kostbare Instrument bekam er von der Jumpstart jr. Foundation im Concertgebouw Amsterdam verehrt. Der Saiten-Virtuose mit Solistendiplom ist einer der wenigen Solo-Barock-Violinisten weltweit. Sein sensibles, mit Herzblut inszeniertes Spiel brachte ihm Auszeichnungen unter anderem bei Musica Antiqua Brügge und beim Bachwettbewerb Leipzig ein. Im Vorjahr gewann er den internationalen Telemann-Wettbewerb in Magdeburg.